Besuch der G.F.P.-Fläche im Neustädter Moor Am 10.01.2003 erwarb die G.F.P. ein 30.090 m² großes Flurstück im Neustädter Moor, das Teil der Diepholzer Moorniederung ist. Dieser Moorkomplex ist eine Talsandniederung am Südrand der Norddeutschen Tiefebene und umfasst eine Gesamtfläche von 118.000 ha. Davon sind 5.000 ha Niedermoore und über 24.000 ha Hochmoore (geologisch bedeutet das mindestens 30 cm Hochmoortorfauflage). Von diesen Flächen konnten bereits gut 7.000 ha renaturiert werden. Heute sind in der Diepholzer Moorniederung 20.000 ha als Naturschutzgebiete und ca. 12.600 ha als Flora-Fauna-Habitat-Gebiete ausgewiesen. Dieser Naturraum bietet mehr als 30 gefährdeten Vogelarten Brutstellen und ein Großteil seiner Moore sind Bestandteil des Europäischen Schutzgebietsystems Natura 2000. Weiterhin ist die Diepholzer Moorniederung als Kranichrastgebiet bekannt und hat damit bereits internationale Bedeutung erlangt. Am 15. August 2013 besuchten Sebastian und ich unsere Moorfläche. Wir waren dort mit dem Biologen und Leiter des BUND Diepholzer Moorniederung, Friedhelm Niemeyer verabredet, der seinerzeit mit unserem ehemaligen Vorsitzenden Jörg Ramsauer die Vertragsunterzeichnung unterstützt hat. Das Gebäude des BUND liegt sehr idyllisch am Rand eines Nadelwaldes. Dort erzählte uns Herr Niemeyer zunächst einiges über den Lebensraum Moor sowie die Einrichtung des BUND und dessen Aufgabe und Schutzmaßnahmen im und um das Moor. Anschließend führte uns Herr Niemeyer zu dem von uns erworbenen Teil des Moores. Wir fuhren zunächst mit dem Auto ein kleines Stück Landstraße und folgten einem mehr oder weniger gut befahrbaren Weg in ein kleines Waldstück. Dort stellten wir unser Auto ab und gingen zu Fuß weiter in die beginnende Moorlandschaft. Der einzige Anhaltspunkt, den wir zu unserer Moorfläche hatten, war ein Luftbild, auf dem das Flurstück amtlich eingezeichnet war. Da Wege und ehemalige Entwässerungsgräben inzwischen mit der Landschaft verwachsen sind und nur noch schemenhaft erkennbar waren, orientierten wir uns an den Wasserstellen, die auf dem Luftbild als schwarze Flecken sehr gut zu erkennen waren sowie den ehemaligen Handtorfstichkanten, um in etwa die Lage unseres Flurstücks auszumachen. Diese zahlreichen Wasserstellen sind dort entstanden, wo früher Handtorfstiche erfolgten, deren Aushubstellen sich allmählich mit Wasser gefüllt haben. Die Moorlandschaft ist geprägt von großen blühenden Heideflächen, die vorwiegend aus Besenheide bestehen. Jedoch waren auch vereinzelt Glocken- und die seltenere Rosmarinheide zu finden. Ebenfalls sehr häufig war die Rauschbeere anzutreffen, deren Laub sich sehr schön von den blühenden Heidebüschen abhob. Nach einem etwa 15-minütigen Gang durch das unwegsame Gelände gelangten wir schließlich zu dem von uns erworbenen Teilstück des Moores. Diese Moorfläche besteht aus zahlreichen Schwingrasenflächen, die sich mit trockeneren und besser begehbaren Flächen abwechseln. Schwingrasen entsteht, wenn vernässte Torfstichstellen mit Sphagnum durchzogen werden, auf denen sich Wollgras ansiedelt, deren Wurzeln die Sphagnumschichten vernetzen und betretbar machen. Diese Flächen können sich dann je nach Wasserstand heben oder senken. Auf diesen sehr feuchten Stellen fanden wir unzählige Drosera rotundifolia, die hier recht zahlreich in unterschiedlichen Bereichen vorkommt. Sehr viele große Exemplare wachsen hier in dichten Sphagnumschichten, in denen sie teils tief vergraben sind, so dass nur die Blattspreite mit den Fangtentakeln zu sehen ist. Jahr für Jahr wachsen die Pflanzen mit dem Sphagnum weiter nach oben, um nicht überwachsen zu werden. Auf freien, nahezu unbewachsenen Torfstellen wuchsen unzählige Jungpflanzen, da die Samen offenbar nur hier keimen. Am Rande der Schwingrasenflächen wurde der Boden oberflächlich sehr viel trockener, da es hier offenbar länger nicht ergiebig geregnet hat. Dies könnte auch erklären, warum wir lediglich ein einziges Exemplar von D. intermedia gefunden haben, die offenbar eher offenere Stellen mit zeitweise leichter Überflutung bevorzugt. An anderen Stellen im Moor, insbesondere auf dem Moorerlebnispfad, ist D. intermedia jedoch noch recht zahlreich zu finden, berichtete mir Herr Niemeyer. „Ich sehe hier noch viele Möglichkeiten, Maßnahmen zur Verbesserung der Vernässung durchzuführen“, sagte Herr Niemeyer, als wir das Moor durchquerten. Denn nach wie vor werden die Moorflächen von zahlreichen Birken sowie von Pfeifengras durchzogen. Diese beiden so genannten Trockenzeiger deuten darauf hin, dass die ursprüngliche Durchnässung noch nicht alle Teile des Moores erreicht hat. Die zunehmende Verbuschung beschattet die lichthungrige Moorvegetation. Weiterhin entzieht die erhöhte Verdunstung durch die Birken dem Moor zusätzlich Wasser und herab fallendes Laub erstickt die darunter liegende Vegetation. Der BUND übernimmt und koordiniert zahlreiche Renaturierungsmaßnahmen zum Schutz und zur Wiedervernässung der Moorflächen. Dazu zählen unter Anderem die Entbirkung, der Bau von Dämmen sowie die kontrollierte Beweidung durch Moorschnucken. Jedoch sind auch hier die Möglichkeiten beschränkt, da die Maßnahmen abhängig von den Landesmitteln sind, die in jährlichen Ausschüssen verteilt werden. Die Höhe der Gelder ist dabei schwankend und diese entscheidet über Art und Ausmaß der vom BUND vorgeschlagenen Maßnahmen. Weiterhin erschweren geringere Sommerniederschläge, Nährstoffeinträge aus der Luft sowie die Vorschädigung der Teilflächen die Hochmoor-Renaturierung. Auf dem Rückweg kamen wir an einem Graben vorbei, der an die Entwässerung erinnert, die hier noch vor 20 Jahren extensiv betrieben wurde. Wenn auch die zahlreichen Schutzmaßnahmen und die bisher erlangten Erfolge im Neustädter Moor sehr positiv zu verzeichnen sind, betrüben mich solche Besuche jedoch immer wieder. Das sensible Ökosystem Moor, dessen Entstehung tausende von Jahren benötigt hat, wurde durch land- und forstwirtschaftliche Nutzung sowie durch industrielle Abtorfung innerhalb weniger Jahrzehnte zerstört. Heute finden wir ein Moor, das zwar wieder zahlreichen Tier- und Pflanzenarten ein Zuhause bietet, jedoch nur durch menschliche Einflussnahme erhalten werden kann. Umso mehr verdient es die Diepholzer Moorniederung, die eine der am besten erhaltenen und renaturierten Moorlandschaften Niedersachsens ist, Unterstützung zu erhalten. Einen Beitrag hat die G.F.P. mit dem Kauf einer Teilfläche bereits geleistet und ich werde mich dafür einsetzen, dass auch weiterhin geeignete Maßnahmen ergriffen werden, diese Fläche nachhaltig zu schützen und zu erhalten. Wir bedanken uns ganz herzlich bei Friedhelm Niemeyer für die interessanten Ausführungen zum Diepholzer Moor sowie die Führung zu unserer Fläche. Für weitere Informationen zur Flora und Fauna der Diepholzer Moorniederung und zu dem von uns erworbenen Flurstück verweise ich auf den Artikel von unserem ehemaligen 1. Vorsitzenden Jörg Ramsauer, Taublatt 46 (2/2003), S. 35 – 45. Literatur: BUND Diepholzer Moorniederung (2003): Natur entdecken am Neustädter Moor: 8-15, 20-35. BUND Diepholzer Moorniederung (2003): Informationen zum Naturraum Diepholzer Moorniederung. Förderverein EFMK KLIMA e.V. (2013): Moor und Klima: 3. Ramsauer, J. (2003): Beitrag der GFP zur Diepholzer Moorniederung - Erwerb einer Fläche im Neustädter Moor. Das Taublatt 46 (2/2003): 35 – 45. Fotos: Sebastian Darowski 15.08.2013 | Markus Welge Erschienen in 'Das Taublatt' Heft 76 2013/2 www.carnivoren.org In Summer 2013 the author visited the parcel of land of the ‚Neustädter Moor’ near Diepholz in Lower Saxony that the G.F.P. acquired in 2003. He gives a short overview of the bog complex and the status of conservation. The head of the BUND, a German nature conservation NGO, was so kind to show the field sector of our society that consits of about 30000 square meters. Amoung numerous D. rotundifolia there also grows D. intermedia. The BUND organizes conservation activities in and around the ‚Diepholzer Moorniederung’, which is one of the best preserved and renatured moorlands of Lower Saxony. Blick auf die Moorfläche Ehemaligen Handtorfsichflächen sind wieder mit Wasser gefüllt und vom Rand her zieht sich das Sphagnum über die Wasserfläche. Drosera rotundifolia - Pflanzen im dichten Sphagnum-Polster. Scheiden-Wollgras - ein typischer Moorbeweohner. Wo Wollgras wächst, sind Karnivoren nicht weit D. rotundifolia Jungpflanzen Die Pflanzen scheinen nur an offenen Stellen zu keimen. Drosera intermedia Leider konnten wir nur ein Exemplar dieser Art finden, da die Pflanzen offenbar offenere und feuchtere Standorte bevor- zugen. |