schatten_mitte_500
schatten_unten
schatten_oben
STARTSEITE
>>
GATTUNGEN & ARTEN
>>
HELIAMPHORA
>>
Gattung
Impressum
Ueberschrift_Logo-v03.png
Byblis
Cephalotus
Dionaea
Drosera
Drosophyllum
Genlisea
Heliamphora
Nepenthes
Pinguicula
Sarracenia
Sonstige
Utricularia
Gattung
Arten
Tabelle
Fotos
Links
Literatur
Angebote
Diverses
Naturstandorte
Kultur
Gattungen & Arten
Artikel
logo-v01.png
H. tatei var. neblinae
Verbreitung: Venezuela
Heliamphora  BENTH. (1840) - Sumpfkrug
 
Die Gattung Heliamphora (Sumpfkrug), zu der heute 12 Arten gezählt werden, gehört zur Familie der Schlauchpflanzengewächse (Sarraceniaceae).
 
 
ALLGEMEINES
Die ersten Pflanzen der Gattung wurden 1838 von dem deutschen Naturforscher ROBERT H. SCHOMBURGK entdeckt. Dabei handelte es sich um Heliamphora nutans, die im Jahre 1840 von dem britischen Botaniker GEORGE BENTHAM wissenschaftlich beschrieben wurde.
Der Name Heliamphora setzt sich aus "helos" (griech. = Sumpf) und "amphora", was am besten mit Krug oder Kanne übersetzt werden kann, zusammen. Im deutschen Sprachgebrauch wird die Gattung daher als Sumpfkrug bezeichnet.
Die englische Bezeichnung "Sun Pitcher" (Sonnenkrug) entstand durch eine Verwechselung des Wortes "helos" mit "helios", was ebenfalls aus dem Griechischen kommt und Sonne bedeutet.
 
 
VERBREITUNG
Das Verbreitungsgebiet von Heliamphora beschränkt sich ausschließlich auf die Tafelberge in der Guayana-Hochebene im Süden von Venezuela, an der Grenze von Brasilien und Guayana. Diese so genannten Tepuis sind Sandstein-Fels- formationen, die aus den feuchten Savannen empor ragen. Auf den abgeflachten Gipfeln dieser Plateaus wachsen die Pflanzen in Höhenlagen von 1000 - 3000 m auf nährstoffarmen, sauren Böden. Nur wenige Arten (z.B.
H. heterodoxa) findet man auch in tiefer gelegenen, sumpfigen Gebieten, alle anderen bevorzugen jedoch das rauhe Klima der kühleren Höhenlagen.
In der Sprache der heimischen Indianer bedeutet Tepui "Sitz der Götter" und noch heute werden diese als mythisch religiöse Stätten verehrt.
Die senkrechten Felswände machen diese Berge nur äußerst schwer zugänglich, so dass die meisten von ihnen noch weitestgehend unerforscht geblieben sind. Aufgrund dieser isolierten Lage beherbergen die Tafelberge eine einmalige Tier- und Pflanzenwelt, die ausschließlich dort zu finden ist und deshalb als endemisch bezeichnet wird.
Ein Großteil der 90 Tepuis befindet sich in der Gran Sabana, eine etwa 1000 Meter über NN gelegene Hochlandsavanne im Bundesstaat Bolivar. Die bedeutendsten Tafelberge sind der Ayan-Tepui (2510 m), das Chimanta Massiv (2200 - 2650 m), der Kukenán-Tepui (2580 m), der Ilu-Tepui (2600 m) sowie der Mt. Roraima
(2810 m). Östlich des Ayan-Tepui befindet sich eine weitere bedeutende Gruppe von vier Tepuis, die so genannte Aparaman-Gruppe oder 'Los Testigos'. Sie besteht aus dem Aparaman-Tepui (2100 m), dem Kamakaiwaran-Tepui (2400 m), dem Murosipan-Tepui (2450 m) und dem Tereke-Tepui (1900 m). Dort befindet sich u. a. das Verbreitungsgebiet der spektakulären Art
H. folliculata, die auf drei der vier Tafelberge gefunden wurde. Im etwa 800 km südwestlich gelegenen Bundesstaat Amazonas befindet sich das Duida-Marahuaka-Massiv, das sich aus dem Cerro Marahuaka (2800 m), dem Cerro Duida (2350 m) und dem Cerro Huachamakari (1800 m) zusammensetzt. Im äußersten Südwesten von Venezuela an der Grenze zu Brasilien und Kolumbien befindet sich das Neblina-Aracamuni- Massiv mit dem höchsten aller Tafelberge, dem Pico de Neblina (3014 m).
Die Tepuis sind zum Teil so stark voneinander isoliert, dass auch innerhalb der Gattung eine hohe Spezifikation auf den einzelnen Bergen vorhanden ist. Durch steile Klippen sowie unterschiedliche klimatischen Bedingungen auf den einzelnen Plateaus ist es ausgeschlossen, dass sich die Arten auf den verschiedenen Tepuis verbreiten. Sogar auf sehr nah beieinander liegenden Felserhebungen findet man unterschiedliche Arten.
Die Vegetation auf den Tepuis ist sehr spärlich und bietet Karnivoren einen idealen Lebensraum. Neben Heliamphora kommen auch Arten der Gattungen
Brocchinia, Drosera, Genlisea und Utricularia dort vor.
Bedingt durch die teils sehr heftigen Regengüsse sind die Böden ausgewaschen und sehr arm an Nährstoffen. An diese extremen Standortbedingungen haben sich die Pflanzen angepasst, indem sie sich in leichten Vertiefungen angesiedelt haben, an denen sich etwas Substrat halten kann. Teilweise wachsen Heliamphora auch in den Überresten von Blättern oder Pflanzenteilen.
 
 
KLIMA
Das feucht-tropische Höhenklima auf den Tepuis ist durch zahlreiche, wolken- bruchartige Regenfälle, häufige Nebelbildung und relativ hohe Windgeschwindig- keiten gekennzeichnet. Von Dezember bis März sind die Niederschlagsmengen vergleichsweise geringer, in den übrigen Monaten wird das Klima aber durch feucht-warme Luftmassen mit erhöhten Niederschlägen beherrscht.
Die Sonneneinstrahlung in Venezuela ist das ganze Jahr über sehr stark.
Da die meisten Arten der Gattung bevorzugt an exponierten Standorten wachsen, werden sie, bedingt durch die Höhenlage, von sehr intensivem und direktem Sonnenlicht erreicht. Die Jahresdurchschnittstemperaturen bewegen sich in einem Bereich von 8 - 18 °C.
 
 
MERKMALE
Die mehrjährigen Pflanzen wachsen terrestrisch und erreichen eine Schlauchlänge von 10 - 50 cm. Einige Arten bilden einen Stamm und können bis zu 3 m hoch werden (
H. tatei, H. tatei var. neblinae). Die von einem Rhizom ausgehenden Blätter sind trichterartig zu Schläuchen umgeformt und rosettenförmig angeordnet. Die Pflanzen entwickeln einfache und verzweigte Sprossen und bilden meist Kolonien. Heliamphora besitzen ein sehr gut entwickeltes Wurzelsystem. Je nach Art und Vorkommen sind die Schläuche grün bis gelblich-grün, meist von roten Äderchen durchzogen, an sonnigen Standorten sogar gänzlich rot gefärbt.
Die Innenseite der Schläuche ist mit kleinen, nach unten gerichteten Härchen versehen (s. Abb. 2).
Am oberen Rand befindet sich ein spateliger, zumeist roter Blattdeckel, der senkrecht über der Öffnung steht und innerhalb der Gattung sehr unterschiedlich ausgeprägt sein kann. Dabei spielen offenbar auch Standortbedingungen und Lichtverhältnisse eine Rolle.
 
 
FANGMECHANISMUS
Das Hütchen sowie der gesamte obere Bereich des Schlauches sind mit Nektar- drüsen versehen, die einen süßlichen Duft absondern. Durch Farbe, Geruch und möglicherweise auch durch reflektierende Eigenschaften der Schlauchinnenseite werden Beutetiere angelockt, die auf dem Blattrand leicht abrutschen, und ins Schlauchinnere fallen können. Die glatten Blattränder sowie die dichte, abwärts gerichtete Behaarung an der Innenseite verhindern ein Entkommen der Beute.
Am Naturstandort sind die Schläuche fast vollständig mit Wasser gefüllt, so dass die Tiere schließlich ertrinken. Eine kleine schlitzartige Öffnung an der Vorderseite, kurz unter der Schlauchöffnung, reguliert den Wasserstand und verhindert somit, dass die gefangene Beute wieder herausgespült wird.
Heliamphora bilden keine pflanzeneigene Verdauungsflüssigkeit. Die Verdauung erfolgt ausschließlich durch bakterielle Zersetzung. Die dadurch freigesetzten Nährstoffe werden im Wasser gelöst und von der Pflanze aufgenommen.
 
 
BLÜTE
Die Blüten von Heliamphora sind besonders attraktiv. Sie sind zunächst weiß und färben sich erst mit der Zeit zartrosa oder selten auch grünlich.
Die tulpenähnliche Blütenkrone besteht aus 4 - 6 Kronblättern und hängt nach unten gerichtet an einem bis zu 1 m langen Blütenstiel. Der Fruchtknoten ist je nach Art von etwa 10 - 20 Staubblättern umgeben.
 
 
KULTUR
Die Kultur von Heliamphora ist nicht ganz einfach. Alle Arten benötigen einen sehr hellen Standort und dabei möglichst kühle Temperaturen. Selbst wenn einige Arten am Naturstandort von Büschen oder Gräsern beschattet wachsen, erhalten sie mehr Licht, als in direkter Sonne in unseren Gegenden. Daher ist in Kultur - vor allem in den Wintermonaten - ein hohes Maß an intensiver Zusatzbeleuchtung erforderlich (mind. 13 Stunden Tageslänge).
Im Sommer sollten die Tagestemperaturen etwa um die 20 °C liegen und 25 °C möglichst nicht übersteigen. Eine Absenkung auf 8 - 15 °C in der Nacht ist für ein optimales Wachstum unbedingt erforderlich. Kühlere Temperaturen im Winter fördern die Blüte. Daher sollten die Tagestemperaturen im Winter etwa 15 °C betragen.
Die Luftfeuchtigkeit sollte immer bei 85% liegen, nachts ruhig noch etwas darüber. Die Pflanzen können außerdem 1 - 2 mal pro Tag übersprüht oder von oben bewässert werden. Sie sollten aber nie dauerhaft nass sein, was vor allem im Winter zu beachten ist.
Als Substrat eignet sich für alle Arten lebendes oder totes Sphagnum-Moos sehr gut. Bei totem Sphagnum sollte jedoch darauf geachtet werden, dass nur Neuseeland- oder Chile-Sphagnum von sehr hoher Qualität verwendet wird. Bei Bedarf kann zur Auflockerung etwas Sand oder auch Perlite beigemischt werden. Es empfiehlt sich, zunächst eine 2 - 3 cm hohe Drainageschicht aus Perlit in den Topf zu füllen, um ein zu schnelles Verrotten des Sphagnums zu verhindern. Die Bewasserung kann dann auch problemlos im leichten Wasseranstau erfolgen. Wenn das Substrat immer feucht gehalten wird und eine hohe Luftfeuchtigkeit gewährleistet ist, ist dies jedoch nicht unbedingt notwendig. Die meisten Arten lassen sich auch problemlos in einer Mischung aus Torf, Perlite und Quarzsand kultivieren, hierüber liegen uns bisher jedoch keine eigenen Erfahrungen vor.
 
Die Vermehrung ist über Samen möglich, jedoch ist die Bestäubung (Kreuzbestäubung) recht kompliziert und die Samenaufzucht ein sehr langwieriger Vorgang. Eine vegetative Vermehrung durch Teilung ist allerdings relativ einfach. Ältere Pflanzen bilden meist zahlreiche Seitentriebe, die abgetrennt werden können und sich bei hoher Luftfeuchtigkeit leicht bewurzeln lassen, sofern sie nicht bereits eigene Wurzeln an der Mutterpflanze gebildet haben.
 
 
 
Weiterführende Links:
- Hervorragende Aufnahmen von Heliamphora am Naturstandort sowie Bilder von den Tepuis sind auf der Website von Dr. Andreas Wistuba zu finden:
http://wistuba.com/
-
Auf der Seite von Robert Severitt, der seine Pflanzen in einem 'Indoor- Gewächshaus' kultiviert, erhält man einen Überblick über die geläufigsten Arten, sowie zahlreiche Fotos auch von Pflanzen am Naturstandort: http://www.indoorhouse.de/
-
Eine sehr anschauliche Beschreibung mit vielen interessanten Informationen findet man auf der Seite von Martin Reiner: http://drosophyllum.com/
Literatur:
 
Barthlott, W., Porembski, S., Seine, R., Theisen, I. (2004): Karnivoren - Biologie
   und Kultur Fleischfressender Pflanzen. Verlag Eugen Ulmer.
Braem, Dr. Guido (2002): Fleischfressende Pflanzen - Gattungen und Arten im  
   Porträt. Augustus Verlag München.
D'Amato, P. (1998): The Savage Garden - Cultivating Carnivorous Plants.
Nerz, J.; Wistuba, Dr. A. (2000): Heliamphora hispida (Sarraceniaceae), A new  
   species from Cerro Neblina, Brazil-Venezuela. Carn. Plant Newsletter 29: 37 -41. Nerz, J. (2003): Heliamphora elongata (Sarraceniaceae), A new species from Ilu
   Tepui. Carn. Plant Newsletter 33: 111 - 116.
Engwald, Stefan, Szorzynski, J., Tarff, E. B. (2002): Tepui - auf der Suche nach der
   vergessenen Welt; Erforschung der Tafelberge Venezuelas. Der Palmeng. 66/1
Engwald, Stefan, Szorzynski, J., Tarff, E.B. (2002): Vergessene Welt/Vegetation
   eines Tafelberges im Süden Venezuelas. Der Palmengarten 66/2
Slack, A. (1979): Carnivorous Plants. Reed, London.
Wistuba, A. (1993): Die Gattung Heliamphora und ihre Kultur. Das Taublatt 22: 4-13 Wistuba, A. (2001): Heliamphora - a miniguide
Wistuba, A.; Carow, T.; Harbarth, P. (2001): Heliamphora folliculata, A new species
   of Heliamphora (Sarraceniaceae) from the 'Los Testigos' Table Mountains in the
   South of Venezuela. Carn. Plant Newsletter 30: 120 - 125.
Wistuba, A.; Carow, T.; Harbarth, P. (2002): Heliamphora chimantensis, A new
   species of Heliamphora (Sarraceniaceae) from the 'Macizo de Chimanta' in the
   South of Venezuela. Carn. Plant Newsletter 31: 78 - 82.
© Markus Welge | Letzte Aktualisierung: 17.09.2007
Blick auf den Mt. Roraima aus dem Flugzeug
Foto: Andreas Fleischmann
Heliamphora pulchella
Die charakteristische Behaarung an der Innenseite der Schläuche ist hier besonders gut sichtbar.
Blüte von Heliamphora pulchella
Kultur von Heliamphora unter
Kunstlicht.
H. minor Pflanze in Kultur
STARTSEITE
>>
GATTUNGEN & ARTEN
>>
HELIAMPHORA
>>
Gattung
Landschaft auf dem Mt. Roraima
Foto: Andreas Fleischmann
Nebel und Regenfälle sind keine Seltenheit auf den Tepuis.
Foto: Andreas Fleischmann
H_neblinae1_small
Roraima_small
Roraima_landscape1_small
Roraima_landscape_small
H_pulchella
H_minor01
Hel_terr
Hel_Bl