>> >> >> Pinguicula esseriana Verbreitung: Mexiko Pinguicula L. (1753) - Fettkraut Mehr als 90 Arten, Unterarten und Varietäten sowie zahlreiche Natur- und Kultur- hybriden existieren von der Gattung Pinguicula (Fettkraut), die zusammen mit den Gattungen Genlisea und Utriculara zu der Familie der Wasserschlauchgewächse (Lentibulariaceae) gehört. ALLGEMEINES Bereits im 15. Jahrhundert wurde die Gattung von VITUS AUSLASSER als "Smalz chrawt" (Fettkraut) erwähnt. Der Name Pinguicula wurde von KONRAD GESSNER 1561 in seinem Kräuterbuch eingeführt und entstammt dem lateinischen pinguis, was 'fett' bedeutet und auf die speckartigen Blätter anspielt. Die karnivoren Eigenschaften der Gattung wurden im Jahre 1873 von W. Marshall entdeckt und zwei Jahre später von C. Darwin bestätigt. Das Fettkraut zählt zu den aktiven Klebfallen. VERBREITUNG Die weit verbreitete Gattung Pinguicula ist vor allem in der nördlichen Hemisphäre beheimatet. Die meisten Arten stammen aus Mexiko, gefolgt von Europa, Zentralamerika und der Karibik (z.B. P. filifolia und P. albida). Einige wenige sind jedoch auch in Südamerika (z.B. P. antarctica), Nordafrika (P. lusitanica) und Asien zu finden. Sie besiedeln sowohl tropische, subtropische als auch gemäßigte Gebiete. Die Pflanzen bevorzugen feuchte, meist sumpfige Böden, Bachufer, Torf- moore, Sandstein-Felswände und teilweise auch kalkhaltige Gebirgshänge (z. B. P. vallisneriifolia). Im Gegensatz zu anderen Gattungen besiedeln Fettkräuter neben sauren auch alkalische Böden. WUCHSFORMEN Gemäß ihres Vorkommens in den gemäßigten oder tropischen Klimazonen werden die Arten in zwei Wuchsformtypen eingeteilt, die wiederum in zwei typische Varianten gegliedert sind. Die Unterscheidung beruht hierbei auf den Blattform- typen, die jahreszeitlich bedingt sehr unterschiedlich sein können. Der temperierte Wuchsform-Typ (CASPER 1969), der in den gemäßigten Gebieten Eurasiens vorkommt, unterscheidet sich von dem tropischen Wuchform-Typ durch die Ausbildung von Winterknospen (Hibernakel), mit denen die Pflanzen vorherrschende Kälteperioden überstehen. Die Wuchsformtypen werden jeweils in zwei Untergruppen eingeteilt. Die vegeta- tive und die generative Rosette des homophyllen Wuchsformtyps setzen sich aus Blättern einheitlicher Größe und Form zusammen, während sich die Rosetten des heterophyllen Wuchsformtyps aus Blättern unterschiedlicher Größe und Form zu- sammensetzen. Typische Vertreter des tropisch heterophyllen Wuchsformtyps sind fast alle Arten der mexikanischen Hochebenen, die eine kühlere Trockenperiode in einer Winter- rosette überdauern. KLIMA Mexikanische Hochlandarten: Mexiko bietet die größte Artenvielfalt der Gattung. Etwa 60 Arten sind dort heimisch, die durch veilchenähnliche Blüten sowie durch ihre enorme Formenvielfalt bestechen. Die Pflanzen wachsen bevorzugt an der Nordseite von vertikalen Felswänden im mexikanischen Hochland. Das vorherr- schende Klima ist durch kühle trockene Winter sowie milde feuchte Sommer mit häufigen Regenfällen gekennzeichnet. Tropische Arten aus der Karibik: Das Klima im tropischen Kuba sowie in der Dom. Republik ist feucht und heiß. Bei Temperaturen, die für die meisten Arten bereits grenzwertig sind, beginnen diese Pflanzen erst richtig gut zu gedeihen. Arten der gemäßigten Gebiete: Ihr Verbreitungsgebiet erstreckt sich über die gesamte Nordhalbkugel bis hin nach Sibirien (P. variegata) und Japan (P. ramosa). Die Pflanzen wachsen vorzugsweise an vertikalen Felswänden (häufig Kalkstein- felsen) in feuchten Gebieten, oft in der Nähe von Gebirgsquellen, kleinen Bächen oder in feuchten Tälern. Einige Arten besiedeln Hang- oder Wiesenmoore auf torfigen Böden, die von Grund-, Quell- oder Sickerwasser durchfeuchtet werden (z. B. P. vulgaris). MERKMALE Fettkräuter wachsen sowohl terrestrisch, als auch lithophytisch (P. gypsicola) oder teils epiphytisch (P. mesophytica, P. hemiephiphytica). Fast alle Arten sind mehr- jährige, krautige Pflanzen und bilden bodenständige Rosette mit vorwiegend flach am Boden liegenden karnivoren Blättern in unterschiedlichen Formen und Farben. Die sukkulenten Blätter sind glatt, hellgrün oder rötlich-braun überhaucht und er- reichen einen Durchmesser von 3 bis zu 30 cm. Einige wenige Arten bilden das ganze Jahr hindurch nur eine Blattform aus, andere wiederum bilden Blätter unter- schiedlicher Form und Größe. Mexikanische Arten bilden kleinere, nicht karnivore Winterblätter, um bei kühleren Temperaturen die dort vorherrschende Trockenzeit zu überdauern. Je trockener der Winter ist, desto kleiner werden die Blätter. Einige Arten bilden eine Art Zwiebel (z. B. P. heterophylla oder P. acuminata), die sich vollständig in den Boden zurückzieht. Die temperierten Arten, die eine Kälteperiode zu überstehen haben, entwickeln Winterknospen (=Hibernakel), die sich bereits ab dem Spätsommer im Zentrum der Rosette bilden und die 'Sommerblätter' verdrängen. Bei den meisten Arten liegen die Winterknospen ohne Wurzeln unmittelbar im Boden. Die Winterknospen von P. alpina sind dagegen weiterhin mit Wurzeln im Boden verankert. Viele Arten bilden in dieser Form Tochterknospen, die der vegetativen Vermehrung dienen. FANGMECHANISMUS UND VERDAUUNG Die karnivoren Blätter sind auf der Oberseite mit gestielten und sitzenden Drüsen besetzt. Die gestielten Drüsen verleihen der Blattoberseite einen schimmernden Glanz, durch den zumeist kleinere Insekten angelockt, gefangen und festgehalten werden. Die durch die Beute stimulierten Blätter rollen sich bei einigen Arten am Rand leicht ein, andere bilden lediglich eine kleine Vertiefung. Die Verdauung der Beute erfolgt durch die winzig kleinen sitzenden Drüsen, die eine leicht saure, enzymhaltige Flüssigkeit bilden, mit der die Weichteile der gefangenen Beute zersetzt und von der Pflanze aufgenommen werden. BLÜTE Die langgestielten Blüten sind veilchenähnlich und gespornt. Die blattlosen Blüten- stiele sind bei den meisten Arten mit zahlreichen kleinen Drüsen besetzt, an denen auch gelegentlich Insekten kleben bleiben. Einige wenige Arten sind selbstbestäu- bend (z.B. P. lusitanica und P. sharpii). Bei den meisten Arten lässt sich eine Be- stäubung mit Hilfe eines Pinsels erzwingen. Die Blüten sind bei den meisten Arten deutlich in Ober- und Unterlippe aufgeteilt. Oft ist die Oberlippe zweilappig und die Unterlippe dreilappig. Die Blütenfarben sind blau, violett oder weiß, seltener sind gelbe (P. lutea) oder rote Blütenfarben (P. laueana). KULTUR Die Kulturbedingungen sind aufgrund des großen Verbreitungsgebietes der Arten sehr unterschiedlich. Allgemein kann man jedoch sagen, dass die meisten Fett- kräuter im Bezug auf die Lichtverhältnisse nicht ganz so anspruchsvoll wie andere fleischfressene Pflanzen sind. Der Standort sollte zwar hell sein, direktes Sonnen- licht jedoch möglichst vermieden werden (ausgenommen davon ist P. filifolia, die einen vollsonnigen Standort bei Temperaturen von weit über 30 °C bevorzugt. Bei Sommertemperaturen zwischen 18 °C und 30 °C können die meisten Arten gut kultiviert werden. Im Winter sollten die Temperaturen bei mexikanischen Arten zwischen 10 °C und 15 °C liegen. Winterharte Arten benötigen einen deutlichen Unterschied zwischen den Sommer- und Wintertemperaturen, die dauerhaft unter 5 °C liegen sollten - die meisten vertragen auch leichten Frost. Alle Arten benötigen einen gut belüfteten Standort, da vor allem im Winter die Ge- fahr von Wurzelfäule besteht. Eine etwas erhöhte Luftfeuchtigkeit von 50 - 60% ist für die meisten Arten ausreichend. Das Substrat sollte bei den tropischen Arten vorwiegend aus einem Torf- Sand- gemisch bestehen, bei mexikanischen und europäischen, felsbewohnenden Arten empfiehlt es sich, zur Auflockerung etwas Perlite, Vermiculite sowie Ton und Lehm beizumischen. Der Boden kann bei manchen Arten mit Dolomit- oder Mergelkalk angereichert sein, was vor allem für P. vallisneriifolia sehr wichtig zu sein scheint. Während der Sommermonate sollte das Substrat immer feucht gehalten werden, jedoch darf es nie zu nass sein. Alle mexikanischen Arten, die eine Winterrosette ausbilden, sollten im Herbst nur noch mäßig feucht gehalten werden und können den Winter über fast vollständig trocken stehen. Grundsätzlich gilt, je kleiner die Winterblätter sind, desto weniger Wasser wird benötigt. Sobald sich im Frühjahr die ersten karnivoren Sommer- blätter bilden, kann wieder vorsichtig mit dem Gießen begonnen werden. Obwohl Pinguicula gegenüber Kalk nicht ganz so empfindlich sind, sollte immer mit Regenwasser, Osmose- oder destilliertem Wasser gegossen werden. Die Kultur von mexikanischen Hochlandarten ist sowohl im Gewächshaus, als auch in Innenräumen unter Kunstlicht möglich sofern sichergestellt ist, dass die Temperaturen im Winter weniger als 15 °C betragen und die Luft nicht zu trocken ist. Tropische Arten aus der Karibik (P. filifolia und P. albida) müssen im warmen Gewächshaus oder in einem tropischen Terrarium untergebracht werden. Dabei ist zu beachten, dass die Temperaturen nicht unter 20 °C fallen und eine konstant hohe Luftfeuchtigkeit gewährleistet ist. Für die Arten der gemäßigten Klimate Europas, Asiens und Nordamerikas empfielt sich die Kultur im Kalthaus oder im Freiland, da ihre Ruheperiode unbedingt einge- halten werden muss. Dabei ist darauf zu achten, dass die Pflanzen nicht zu lange direkter Sonne ausgesetzt sind, um zu hohe Temperaturen zu vermeiden. Wenn sich die Pflanzen in ihre Winterknospen zurückgezogen haben, überstehen sie auch leichten Frost. Eine Überwinterung im Kühlschrank ist jedoch ebenfalls möglich. Pinguicula lassen sich sowohl über Samen, als auch über Blattstecklinge leicht vermehren. Bei Arten mit verschiedenblättriger Wuchsform gelingt dies am besten mit den Blättern der Winterrosette, die direkt am Blattansatz entnommen werden. Die Vermehrung von winterharten Arten gelingt neben der Aussaat auch über die teilweise sehr zahlreichen Ablegerknospen (=Gemmae) sehr gut. Detaillierte Kulturhinweise sowie nähere Informationen zu einzelnen Arten sind in der Rubrik Arten aufgeführt. Weiterführende Links: - Ausführliche Informationen zu fast allen Arten der Gattung, sowie mehr Wissens- wertes über Pinguicula hat Eric Partrat auf Frankreich auf seiner Website 'A WORLD OF PINGUICULA' gesammelt: http://www.pinguicula.org/ - Oliver Gluch ist der Experte auf dem Gebiet. Auf seiner Website sind allgemeine Hinweise und detaillierte Beschreibungen zu einigen interessanten Arten zu finden: http://www.gluch.info/ Literatur: Barthlott, W., Porembski, S., Seine, R., Theisen, I. (2004): Karnivoren - Biologie und Kultur Fleischfressender Pflanzen. Verlag Eugen Ulmer. Braem, Dr. Guido (2002): Fleischfressende Pflanzen - Gattungen und Arten im Porträt. Augustus Verlag München. Casper, S. Jost (1966): Monographie Der Gattung Pinguicula L., E. Schweitzbartsche Verlagsbuchhandlung, Stutgart. D'Amato, P. (1998): The Savage Garden - Cultivating Carnivorous Plants. Labat, J. J. (2003): Fleisch fressende Pflanzen - Auswählen und Pflegen. Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart. Slack, A. (1979): Carnivorous Plants. Reed, London. Wasserfall des Rio Mundo am Naturstandort von P. mundi. Foto: Oliver Gluch (Juli 2004) Ein Gipsfelsen am Naturstandort von P. colimensis in der Nähe der Stadt Colima, Mexiko. Foto: Oliver Gluch (Mai 2005) >> >> >> Pinguicula laueana - eine der wenigen Arten mit roter Blüte. Verbreitung: Sierra Mixe, Mexiko P. crystallina ssp. crystallina Verbreitung: Zypern Pinguicula gracilis - Kultur von mehreren Pflanzen im Topf. Verbreitung: Nuevo Leon, Mexiko Pinguicula moctezumae - aus dem Moctezuma-Tal im mexikanischen Bundesstaat Hidalgo. |