>> >> >> Utricularia sandwithii Verbreitung: Platanal, Brasilien Utricularia L. (1753) - Wasserschlauch Mit mehr als 220 eigenen Arten sowie den Arten der Gattungen Biovularia und Polypompholyx, die ebenfalls den Wasserschläuchen angehören, ist Utricularia die artenreichste Gattung der fleischfressenden Pflanzen. Sie zählt zusammen mit den Gattungen Genlisea und Pinguicula zu der Familie der Wasserschlauchgewächse (Lentabulariaceae). ALLGEMEINES Zum ersten Mal erwähnt wurde der Wasserschlauch bereits im Jahre 1553 unter dem Namen 'Millefolium aquaticum’ (verm. Utricularia vulgaris). Die Erstbeschrei- bung der Gattung erfolgte im Jahre 1753 durch CARL VON LINNÉ (Linneaus). Erst 100 Jahre darauf wurde die Fallenfunktion bemerkt und von C. DARWIN im Jahr 1875 veröffentlicht. Der Name Utricularia entstammt dem lateinischen Wort utriculus (= kleiner Schlauch) und bezieht sich auf die schlauchförmigen Fang- blasen, die an früher verwendete Wasser- oder Weinschläuche erinnern. VERBREITUNG Die Wasserschläuche besitzen das größte Verbreitungsgebiet fleischfressender Pflanzen und sind auf allen Kontinenten vertreten. Ausgenommen davon sind die nördlichsten Breitengrade und Nordafrika. Aufgrund der weitreichenden Verbrei- tung findet man Utricularia in tropischen, subtropischen sowie in gemäßigten Gebieten. U. brachiata und U. kumaonensis findet man sogar in Höhenlagen von 4200 m auf dem Himalaya. Die Utricularia Arten bevorzugen nährstoffarme, saure Torf- oder Sandböden, seltener findet man sie auf alkalischen Böden, da sie dort gegenüber anderer Vegetation nicht besonders konkurrenzfähig sind. Terrestrische und halbaquatische Arten besiedeln dauerhaft oder zumindest saiso- nal feuchte, teils überschwemmte Gebiete. Oft findet man sie in Gewässernähe, kleinen Pfützen, in Moospolstern, an überrieselten Felswänden oder Sickerfluren. Aquatische Arten besiedeln als frei schwimmende Pflanzen nährstoffarme Bäche, Seen oder Tümpel, wobei fließende Gewässer bevorzugt werden. Epiphytische Arten wachsen meist auf bemoosten Bäumen oder als sog. Aufsitzerpflanzen auf anderen Pflanzen, die ihnen ein geeignetes Maß an Feuchtigkeit bieten. Die südamerikanische U. humboldtii findet man häufig in den mit Wasser gefüllten Trichtern von Bromelien, die der Art einen optimalen Standort mit ausreichend Kleinstlebewesen bieten. MERKMALE Utricularia sind aquatische, terrestrische und auch epiphytische Pflanzen. Die terrestrischen und epiphytischen Arten bilden oberirdische Blätter in unterschied- lichen Formen und Größen. Diese sind meist sehr klein, gestielt, linealisch bis ver- kehrt-eiförmig. Die Blätter der Epiphyten sind oft größer, mit mehr als 1 m bei U. longifolia. Aquatische Arten entwickeln ein Flechtwerk unterhalb der Wasser- oberfläche, das eine Breite von mehr als 1 m erreichen kann (z. B. U. vulgaris). An der Basis der Blütenstiele befinden sich luftgefüllte Blätter, die den Blüten ihre Standfestigkeit verleihen. Viele Arten sind einjährig, da sie auf dauerhaft feuchte Standorte angewiesen sind und saisonale Trockenperioden nicht überstehen können. Jedoch haben einige Arten gewisse Strategien entwickelt, um auch Trockenzeiten zu überdauern. So bilden manche Arten der Sektion Orchidioides Speicherknollen (z.B. U. endresii und (U. asplundii). Dabei sterben die oberirdischen Blätter ab und die Pflanzen ver -bringen die Trockenzeit in Form dieser Knollen. Sobald der Standort wieder ausrei -chend Feuchtigkeit bietet, treiben sie erneut aus. Die australische U. menziesii bildet unterirdische Knollen, die als Wasserspeicher dienen, mit dessen Hilfe sie in gleicher Weise die heißen und trockenen Sommer- monate übersteht, wie Knollen-Drosera. Wasserschläuche der temperierten Klimazonen bilden Winterknospen (Turionen), um die kalte Jahreszeit am Gewässergrund zu überdauern. FANGMECHANISMUS Anstelle eines Wurzelsystems bilden Utricularia ein Geflecht aus winzig kleinen, gestielten Fangblasen, die an Sprossen entstehen. Der Eingangsbereich dieser Saugfallen ist mit kleinen, borstenartigen Härchen versehen, die eine Bewegung wahrnehmen können und die Öffnung hervorrufen, sobald ein Beutetier diese berührt. Durch den so entstandenen Unterdruck wird Wasser angesaugt und das Opfer in die Falle hineingespült. Im Falleninneren wird die Beute mithilfe von En- zymen verdaut und die so freigesetzten Nährstoffen werden von der Pflanze auf- genommen. Das Wasser wird allmählich wieder ausgeschieden, so dass sich die Fallenwände wieder nach innen biegen, um erneut einen Unterdruck zu erzeugen. Zu den Beutetieren zählen Einzeller, Fadenwürmer, Rädertierchen, Wasserflöhe und andere Kleinstlebewesen. BLÜTE Die zahlreiche Arten, Formen und Varietäten der Gattung bringen eine Reihe unterschiedlicher Blütenformen und –farben mit sich. Es existiert eine Vielfalt an Blütenvariationen, deren Erscheinungsbild von herkömmlichen Blüten stark ab- weicht. Die Mehrheit der Arten besitzt gelbe Blüten, jedoch sind blaue, violette, lila oder weiße Blüten auch sehr häufig. Seltener sind rote oder orange blühende Pflanzen. Viele Wasserschläuche sind selbstbefruchtend, es gibt jedoch auch einige Arten, die auf Fremdbestäubung angewiesen sind. KULTUR Im Allgemeinen ist die Kultur von Utricularia nicht besonders schwierig. Fast alle Arten benötigen viel Licht, direkte Sonneneinstrahlung sollte jedoch möglichst vermieden werden. Je nach Herkunft können die Pflanzen bei Tagestemperaturen von 20 - 35 °C kultiviert werden. Aquatische Arten der nörlichen Hemisphäre vertragen auch Frost. Die meisten terrestrischen und halbaquatischen Arten können in einem Torf- Sand- gemisch oder auch in reinem Torf gut kultiviert werden. Die Pflanzen mögen sehr nasses Substrat und können teilweise auch leicht überschwemmt werden. Epiphytische Arten vertragen keine Anstaubewässerung. Sie gedeihen an einem gut belüfteten Standorte bei erhöhter Luftfeuchtigkeit. Als Pflanzstoff empfielt sich ein durchlässiges Gemisch aus Sphagnum-Moos oder Torf mit Pinienrinde und etwas Vermiculite. Aquatische Arten lassen sich im Freien in Aquarien oder auch im Gartenteich halten. Dabei ist auf den Nährstoffgehalt des Wassers zu achten. Das Wasser sollte nährstoffarm und mit Torf angesäurt sein. Neben der Aussaat lassen sich die meisten Utricularia-Arten leicht über Teilung vermehren. Manche Arten können auch über Blattstecklinge vermehrt werden. Weiterführende Links: - Besonders empfehlenswert zum Thema Utricularia ist die Seite von Tim Malcolm (Kanada), der sich intensiv mit dieser Gattung beschäftigt und eine sehr schöne Seite ausschließlich zu dieser Gattung erstellt hat. http://www.islandnet.com/~tmalcolm/ - Detaillierte Hinweise sowie zahlreiche Fotos der in Südamerika beheimateten Arten sind auf der Seite von Fernando Rivadavia zu finden: http://www.ladin.usp.br/carnivoras/Portugues/Genera/Utricularia/first.html Literatur: Barthlott, W., Porembski, S., Seine, R., Theisen, I. (2004): Karnivoren - Biologie und Kultur Fleischfressender Pflanzen. Verlag Eugen Ulmer. Braem, Dr. Guido (2002): Fleischfressende Pflanzen - Gattungen und Arten im Porträt. Augustus Verlag München. D'Amato, P. (1998): The Savage Garden - Cultivating Carnivorous Plants. Labat, J. J. (2003): Fleisch fressende Pflanzen - Auswählen und Pflegen. Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart. Lowrie, A. (1998): Carnivorous Plants of Australia - Vol. 3 Slack, A. (1979): Carnivorous Plants. Reed, London. Taylor, P. (1989): The Genus Utricularia. Kew Bulletin Additional Series 14, Royal U. simulans am Naturstandort in der Gran Sabana, Venezuela Foto: Andreas Fleischmann (2006) Unterwasserfallen von U. radiata >> >> >> U. subulata - hat das größte Ver- breitungsgebiet der Gattung. Herkunft: Kukenam Tepui, Ven. |